In Stockach, an der Kirchhalde, überrascht ein weihnachtliches Highlight die Passanten: Ein beeindruckender Weihnachtsberg, der im Büro des 83-jährigen Harald Kinder prunkvoll zur Schau gestellt wird. Dieses kunstvoll aufgebaute Miniaturlandschaft, das von vergänglicher Weihnachtsfreude erzählt, wurde mit viel Liebe bis ins kleinste Detail gestaltet. „Das ist ein echter Weihnachtsberg aus dem Erzgebirge. Davon gibt es heutzutage leider nicht mehr viele“, so Kinder, der in den 1960er-Jahren aus der DDR geflüchtet ist. Die weihnachtliche Tradition liegt ihm am Herzen, und nach 95 Stunden Aufbauzeit, die am 1. November begann, erstrahlt der Berg nun in festlichem Licht. Besonders nachts, im Zwielicht, zeigt sich die ganze Pracht des Weihnachtsberges, wenn die Lämpchen hell erleuchten.
Tradition des Erzgebirgischen Weihnachtsberges
Der Weihnachtsberg ist nicht nur ein dekoratives Element, sondern auch ein Teil der traditionellen Erzgebirgischen Kultur, die auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblickt. Wie weihnachtenseite.de berichtet, entstand diese Volkskunst ursprünglich aus der Not der Bergleute, die durch das Schnitzen von Spielzeug und Weihnachtsdekoration ein zusätzliches Einkommen generieren wollten. Weihnachtsberge waren früher in vielen Familien weit verbreitet, und jede Familie gestaltete ihren Berg individuell, basierend auf den Themen ihrer Lebenswelt und Tradition. Diese kunstvollen Modelle umfassen nicht nur Szenen des Bergbaus, sondern auch Darstellungen des alltäglichen Lebens der Menschen und Naturmaterialien der Region.
Die Weihnachtsberge, wie sie heute zusehen sind, sind eine Seltenheit geworden. Viele der traditionellen Berglandschaften sind in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen, und die kunstvollen Figuren, oft aus Papiermaché oder Gips, sind kaum noch zu finden. Die mühsame Wiederherstellung dieser Tradition wird durch die weihnachtliche Manufaktur in der Galerie Rays Art in Scheibenberg vorangetrieben. Hier werden historische Designs neu interpretiert, um sowohl die alte Tradition zu erhalten als auch Reise in vergangene Zeiten zu ermöglichen, in denen die Bergwerke und die komplexe Handwerkskunst der Erzgebirger eine bedeutende Rolle in der Weihnachtszeit spielten.