
Ein breites Bündnis aus Kommunen im südlichen Speckgürtel Berlins sowie aus den Bezirken Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf hat sich zusammengefunden, um den dringend benötigten Ausbau der Anhalter Bahn voranzutreiben. Bürgermeister Andreas Igel (SPD) von Ludwigsfelde warnt eindringlich vor einem drohenden „Verkehrskollaps“ auf der wichtigen Verbindung zwischen Berlin und Halle. Die Nahverkehrskapazitäten sind bereits überlastet, was sich in den steigenden Fahrgastzahlen widerspiegelt, die in den kommenden Jahren weiter zunehmen sollen, wie Zahlen belegen. Diese Entwicklung erfordert eine dringende Reaktion seitens der politischen Entscheidungsträger.
Im Fokus steht die Forderung nach einem viergleisigen Ausbau der Strecke zwischen Berlin-Südkreuz und Jüterbog im Landkreis Teltow-Fläming. Patrick Steinhoff, Stadtrat für Stadtentwicklung in Steglitz-Zehlendorf, hebt die große Bedeutung dieser Trasse für die Entwicklung der Region hervor und unterstützt die Initiative der Kommunen. Bereits jetzt zeigen angrenzende Gebiete, wie vorteilhaft ein solcher Ausbau für die lokale Entwicklung sein kann.
Dringender Handlungsbedarf und politische Forderungen
Die Vertreter der betroffenen Regionen kritisieren den momentan fehlenden politischen Auftrag für das Projekt. Ein klarer Handlungsrahmen fehlt, um die notwendigen Planungsverfahren sofort einzuleiten. Igel setzt sich dafür ein, dass der Bundesverkehrswegeplan, das zentrale Instrument zur Verkehrsplanung des Bundes, eine höhere Priorität für den Anhalter Bahn Ausbau erhält. Die Forderung nach einem vorrangigen Ausbau ist somit auch ein Appell an den Bund, die Dringlichkeit der Infrastrukturmaßnahmen wahrzunehmen.
Der Anhalter Bahnhof in Berlin, der 1880 eröffnet wurde und einst der größte Bahnhof Deutschlands war, wurde 1952 stillgelegt und in den 1960er Jahren abgerissen. Trotz dieser historischen Begebenheiten bleibt die Bedeutung der Strecke für den Fern- und Regionalverkehr bis heute ungebrochen. Die Anhalter Bahn, die Berlin über Jüterbog und Wittenberg mit Halle (Saale) verbindet, ist ein Teil der europäischen Eisenbahnachse Berlin–Palermo und spielt damit eine wesentliche Rolle im transnationalen Verkehrsnetz.
Notwendigkeit für Planungsbeschleunigung
Die Notwendigkeit eines Ausbaus der Eisenbahninfrastruktur wird auch durch die Ziele des Deutschlandtakts bis 2030 unterstrichen. Diese beinhalten eine Verdopplung der Fahrgastzahlen sowie eine Erhöhung des Marktanteils des Schienengüterverkehrs auf mindestens 25%. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, ist eine zügige Planungs- und Genehmigungsphase unabdingbar. Die Verfahrensdauer für Planfeststellungsverfahren hat sich in der Vergangenheit verlängert, wodurch unter zwei Jahren zur Ausnahme geworden ist. Maßnahmen wie das Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz, das die rechtlichen Rahmenbedingungen für Neubauten und Änderungen von Verkehrswegen regelt, sollen Abhilfe schaffen.
In den letzten Jahren wurden verschiedene gesetzliche Regelungen geschaffen, um Zulassungsverfahren zu beschleunigen und die Instandhaltung der Verkehrswege effizienter zu gestalten. Diese Maßnahmen könnten auch für den Ausbau der Anhalter Bahn von Bedeutung sein, da sie darauf abzielen, die Planungssicherheit zu erhöhen. Dennoch bleibt der Druck auf die Politik, schnelle und klare Entscheidungen zu treffen, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit eines beschleunigten Ausbaus der Eisenbahninfrastruktur zu unterstreichen.
Durch diese strukturellen Veränderungen und der politischen Initiative aus den betroffenen Regionen könnte die Anhalter Bahn bald ein zentrales Element der Verkehrswende in der Region Berlin werden, was nicht nur für die Mobilität der Bürger von Bedeutung ist, sondern auch für den Klimaschutz.
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