In Sachsen-Anhalt gerät die finanzielle Lage der Kommunen trotz rekordverdächtiger Einnahmen zunehmend in die Schieflage. Wie der Präsident des Landesrechnungshofes, Kay Barthel, berichtete, stagniert die Haushaltslage, während die Schulden der Gemeinden weiter ansteigen. Im Jahr 2022 standen den Kommunen insgesamt rund 8,4 Milliarden Euro zur Verfügung, ein Anstieg im Vergleich zu den 7,7 Milliarden Euro im Jahr 2021. Dennoch verzeichneten fast die Hälfte der Kommunen Defizite, die durch übersteigende Ausgaben bedingt sind. Die Gesamtschulden der Kommunen in Sachsen-Anhalt summierten sich im vergangenen Jahr auf 2,9 Milliarden Euro, was einem Anstieg um 71 Millionen Euro entspricht. Besonders stark belastet sind die Stadt Halle mit 65 Prozent, sowie die Landkreise Mansfeld-Südharz und Wittenberg mit jeweils 64 und 54 Prozent, wie der Merkur berichtete.
Die kritische Finanzlage wird weiter verschärft durch die ineffiziente Haushaltsführung vieler Kommunen. Barthel verweist auf zahlreiche unwirtschaftliche Projekte, wie zum Beispiel den Neubau der Schierker Feuerstein-Arena in Wernigerode, der zu höheren jährlichen Zuschüssen führte. Dies mache eine Überprüfung der Ausgaben notwendig. Die Linke in Sachsen-Anhalt fordert zudem eine dringende Erhöhung der Finanzzuweisungen, um die chronische Unterfinanzierung der Kommunen zu bekämpfen. Insbesondere der Abgeordnete Andreas Henke kritisierte die bestehenden Kürzungen in den Bereichen Soziales, Kultur und Bildung.
In einer umfassenden Analyse der kommunalen Verschuldung stellte das Statistische Bundesamt fest, dass die Gemeinden und Gemeindeverbände insgesamt mit 313,9 Milliarden Euro verschuldet sind, was einem Pro-Kopf-Schuldenstand von 4.034 Euro entspricht. Dabei führt das Saarland mit 6.083 Euro pro Kopf die Negativliste an, gefolgt von Hessen und Rheinland-Pfalz. In Bundesländern wie Brandenburg, Sachsen und Bayern hingegen ist die Verschuldung vergleichsweise niedrig. Diese Zahlen verdeutlichen die Spaltung innerhalb der kommunalen Finanzen und die unterschiedlichen Herausforderungen, denen sich die Regionen gegenübersehen, wie Destatis hervorhebt.