Deutschland steht vor einem potenziellen Energiemangel, da die Gasspeicher trotz aktueller Stabilisierung der Versorgung Risiken bergen. Aktuell sind die europäischen Gasspeicher zu etwa 90 Prozent gefüllt, jedoch warnt Markus Krebber, der CEO von RWE, dass bei einem kalten Winter die Speicher schnell leer werden könnten. „Die Gasspeicher müssen dringend ein Backup bieten“, fordert er. Die Situation könnte durch geopolitische Entwicklungen wie den Ukraine-Konflikt und die unsichere Lage im Nahen Osten zusätzlich angespannt werden, wie auch Julia Löffelholz vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) feststellt. Sie betont, dass die Diversifizierung der Gasimporte für die südöstlichen Nachbarländer entscheidend sei, während der Ukraine-Transit möglicherweise nicht mehr ausreichen wird, um die europäische Nachfrage zu decken.
Hohe Preise bedrohliche Vorzeichen
Die bevorstehenden Wintermonate könnten besonders kritisch werden, insbesondere wenn eine sogenannte Dunkelflaute eintritt, bei der sowohl Sonne als auch Wind nicht zur Energieerzeugung beitragen. Diese Phase erlebte Deutschland bereits im November und führte zu einem Rekordhoch bei den Strompreisen. Experten warnen, dass solche Preise eine klare Indikation für die Unsicherheit der Energieversorgung sind. „Diese sehr hohen Preise sind das Resultat eines zu knappen Angebots“, so Krebber. Er hebt hervor, dass erneut der Druck auf den Gasmarkt steigen könnte, insbesondere wenn die letzte aktive Pipeline-Route für russisches Gas wegfällt.
Der Wirtschaftsminister Robert Habeck hat zwar die Energiekrise für beendet erklärt und betont, dass die Preise zwar gestiegen, aber nicht wegen eines Angebotsengpasses seien. Trotzdem sind Analysten von Energy Aspects skeptisch und prognostizieren, dass die Gaspreise, insbesondere im kommenden Sommer, rasant ansteigen könnten. Verzögerungen bei den Importen von Flüssigerdgas aus den USA, gekoppelt mit dem kalten Winter, könnten die Lage für die größte energieintensive Volkswirtschaft Europas verschärfen.