Das Rügen-Hotel in Sassnitz, ein historisches Relikt der DDR-Zeit, wird derzeit für mehr als zehn Millionen Euro renoviert. Ziel ist es, dem Hotel mit seiner langen Geschichte einen frischen Glanz zu verleihen, der ein schicker Neustart für die Zukunft des Hauses ermöglichen soll. Die umfassenden Renovierungsarbeiten umfassen unter anderem die Einrichtung einer Sky-Bar und die Gestaltung eines neuen Spa-Bereichs. Doch während der Arbeiten stießen Bauarbeiter auf einen geheimen Raum, der nicht in den Bauplänen verzeichnet ist. Fassungslos äußerte sich der Besitzer Hannes von Kroge über diesen unerwarteten Fund, der Spekulationen über eine mögliche Nutzung als Abhörstation der Stasi hervorruft.
Das Rügen-Hotel, das 1969 eröffnet wurde, war ein beliebter Aufenthaltsort für hochrangige Gäste aus der DDR und westliche Urlauber. Dies stellt den geheimen Raum in einen interessanten Kontext. Die Stasi, das Ministerium für Staatssicherheit, war in jener Zeit nicht nur für ihre Überwachungstätigkeiten bekannt, sondern auch dafür, dass sie in Hotels an der Ostsee, wie dem Rügen-Hotel, aktiv war. Laut dem Berliner Kurier könnte dieser versteckte Raum genau das gewesen sein: eine Abhörzentrale, die darauf ausgelegt war, das kommunikative Treiben zwischen den westlichen und ostdeutschen Gästen zu belauschen.
Geschichte und Nutzung
Historisch gesehen war der Wunsch vieler DDR-Bürger, an der Ostsee ein Ferienquartier zu besitzen, mit vielen Hürden verbunden. Zugleich hatten Mitarbeiter von Firmen wie „Guck und Horch“ deutlich bessere Möglichkeiten, Unterkünfte zu ergattern. Das Rügen-Hotel war bei Urlaubern sowohl aus Skandinavien als auch aus der DDR beliebt und bot eine Vielzahl an Annehmlichkeiten. Darunter befanden sich zwei Restaurants, ein Café, eine Tanzbar, sowie verschiedene Freizeit- und Wellnessangebote wie Sauna, Schwimmhalle und Kosmetiksalon. Die Preisgestaltung für eine Übernachtung lag zwischen 120 und 200 Euro pro Nacht, weit über dem Durchschnitt der damaligen DDR-Verhältnisse.
Mit dem kürzlich entdeckten geheimen Raum, der sich in unmittelbarer Nähe zur Tiefgarage befindet, könnte ein Teil der Vergangenheit des Hotels ans Licht kommen. Eigentlich als luxuriöse Erholungsoase gedacht, haben die Renovierungsarbeiten auch alte Wandgemälde ans Tageslicht befördert, die mehr über die reichen Geschichten des Hotels erzählen könnten.
Die Stasi und ihre Objekte
Die Rolle der Stasi ging weit über herkömmliche Abhörmethoden hinaus. Das Ministerium für Staatssicherheit hatte ein engmaschiges Netz aus hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern im ganzen Land. Diese Menschen waren vielfach politisch loyal und genossen Privilegien, die ihnen ein umfassendes Mitspracherecht in sozialen und politischen Belangen schufen. Bei den Übernachtungen im Rügen-Hotel könnte die Stasi profitiert haben, insbesondere aufgrund der westlichen Gäste, die dort zollfreien Einkaufsmöglichkeiten fanden.
Es gibt Hinweise darauf, dass Mitarbeiter, möglicherweise sogar inoffizielle, direkten Zugang zu den Räumen im Hotel haben konnten, was die Möglichkeit von Überwachungsaktionen während solch bedeutsamer Aufenthalte erhöhte. Insbesondere weil die Stasi an Hotels wie dem Neptun in Warnemünde ähnliche Strategien verfolgte. Prominente Gäste, unter anderem Politiker aus der DDR und dem Westen, fanden dort Unterkunft.
Insgesamt steht das Rügen-Hotel nicht nur für eine touristische Wiederbelebung, sondern auch für die Wiederentdeckung eines Teils der deutschen Geschichte, der bis heute viele Fragen aufwirft. Es ist geplant, den geheimen Raum als Teil einer zukünftigen Ausstellung über die Geschichte des Hotels zu präsentieren, die im Sommer 2025 eröffnet werden soll.