In der Nähe von Hamburg droht zehn kolumbianischen Pflegekräften die Abschiebung, die in einem Seniorenheim für Demenzkranke dringend gebraucht werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich mittlerweile eingeschaltet und will sich persönlich für diese Pflegekräfte einsetzen, nachdem eine Petition mit über 50.000 Unterschriften gegen die Abschiebung eingereicht wurde. Die Pflegekräfte, deren Asylanträge abgelehnt wurden, arbeiten seit dem letzten Jahr in dem Pflegeheim Haus Wilstedt im Kreis Rotenburg/Wümme und sind unerlässlich für die Versorgung der demenzkranken Bewohner. Heimleiter Tino Wohlmacher warnte, dass ohne die Unterstützung dieser Arbeitskräfte das Heim möglicherweise schließen müsste, wie die MOPO berichtete.
Drama um Abschiebung: Schockwelle bei Pflegeheim
Tino Wohlmacher informierte, dass alleine am Wochenende nach dem Zeitungsartikel etwa 70 Anrufe von besorgten Bürgern und Angehörigen eingegangen sind. Sie alle sind fassungslos über die drohende Abschiebung der Kolumbianer, die als unerlässlich für den Betrieb des Heims gelten. „Wir haben nur demenzkranke Menschen hier im Haus“, erklärte Wohlmacher. Der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften ist enorm, da die Pflege rund um die Uhr stattfindet und eine engagierte und zuverlässige Betreuung nötig ist. Die Situation ist besonders kompliziert, da das Pflegeheim bei 45 Bewohnern derzeit 40 Angestellte beschäftigt und ein erheblicher Teil dieses Personals nun bedroht ist. Lauterbach selbst hat bereits auf sozialen Medien geäußert, dass es „so klingt, als ob wir diese Kolumbianer sehr gut gebrauchen könnten“. Er verspricht, sich um eine Lösung zu kümmern, während verschiedene Stellen auf Landes- und Bundesebene ebenfalls an einer Härtefallregelung arbeiten.
Dieses Dilemma wirft auch Fragen auf, warum gute integrierte Arbeitskräfte abgeschoben werden, während Deutschland gleichzeitig nach Fachkräften sucht. Die Heimleiter und die Angehörigen der Patienten fordern dringend eine humanitäre Lösung und kritisieren die „sinnlose und völlig unzeitgemäße Symbolpolitik“ hinter diesen Entscheidungen. Angesichts der schlechten Chancen für kolumbianische Asylbewerber in Deutschland, die bei nur 0,62 Prozent positiver Bescheidung liegen, wird deutlich, dass diese Pflegekräfte einem System gegenüberstehen, welches offensichtlich notwendigere Aspekte der Gesellschaft ignoriert, während sie sich unten an der Front der Pflege für die Gesellschaft einsetzen, wie die ZEIT berichtete.