Eine Geiselnahme aus Bochum, die an Brutalität kaum zu überbieten ist, sorgt für schockierte Reaktionen. Am 5. Juli 2024 wurde ein Paar in Bochum gewaltsam entführt. Ein Video, das von einem der Entführer in einer Villa in Köln-Rodenkirchen aufgenommen wurde, zeigt eine halb nackte Frau, die gefesselt auf einem Stuhl sitzt, während ihr Freund blutend am Boden liegt. Die schrecklichen Bilder waren bereits im Sommer veröffentlicht worden und haben das öffentliche Interesse an dem Fall angeheizt. Die Hintergründe der Entführung sind mit einer Auseinandersetzung zwischen Drogenbanden verknüpft, die nach dem Verschwinden von 300 Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth in die Gewalt spiraliert sind, wie die RP Online berichtete.
Festnahmen und Prozesschaos
Die Ermittlungen dauern an. Der zuständige Kriminalhauptkommissar Michael Esser verwies auf die dichten Verbindungen zur organisierten Kriminalität in den Niederlanden. Am 11. Dezember wurde ein 20-jähriger Tatverdächtiger, Yusuf H., in Essen festgenommen. Er soll körperliche Misshandlungen während der Geiselnahme ausgeführt haben und steht außerdem im Verdacht, die Geiseln bewacht zu haben. Inzwischen sind mehr als 17 Personen festgenommen worden, darunter auch ein Verdächtiger, der auf dem Pariser Flughafen verhaftet wurde. Laut Gerichtsbehörden sollen die Täter das Paar als Druckmittel benutzt haben, um eine Forderung von 1,5 Millionen Euro zu erpressen oder das verschwundene Cannabis zu erhalten. Das Drama endete nach einem zehnstündigen Ultimatum im Juli mit einem Spezialeinsatzkommando, das die Geiselnahme beendete.
In einem parallelen Fall verlief ein Geiselnahmeprozess in Bremen spektakulär: Nach über drei Jahren und 176 Verhandlungstagen wurde das Verfahren am Landgericht beendet. Die vorherrschende Atmosphäre im Gerichtssaal erinnerte an einen Thriller, wie der WESER-KURIER berichtete. Nach zahlreichen Auseinandersetzungen und einer Reihe von dramatischen Wendungen wurden die Angeklagten schuldig gesprochen. Nun stehen für einige der Beschuldigten Haftstrafen an, während das gesamte Verfahren immer wieder von chaotischen Szenen im Gericht geprägt war.