Im Jahr 1907 ist das königliche Siam nicht gerade im besten Gesundheitszustand, doch die Ankunft von König Chulalongkorn in Europa ist ein Hoffnungsschimmer. Die Umstände sind ideal für eine gesundheitliche Wende: Der Monarch plant, einige Wochen im deutschen Kurort Homburg zu verbringen, um mit der berühmten Homburger Diät seine Gesundheit zu verbessern. Diese Diät, die von dem Arzt Curt Pariser ins Leben gerufen wurde, könnte die erhoffte Heilung durch gesundes Essen und das heilende Wasser der Region bieten, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete.
Die Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch verschiedene kulturelle Erzählungen. Ein Beispiel für die kulturelle Aufarbeitung ist der Roman von Margaret Landon aus dem Jahr 1944, der als Grundlage für zahlreiche Verfilmungen diente, darunter auch das bekannte Musical „The King and I“. Diese Geschichte basiert auf Anna Leonowens, die als Gouvernante am Hof von König Mongkut tätig war. Ihre Berichte und Erinnerungen sorgten nicht nur für Faszination, sondern entblößten auch die kulturellen Missverständnisse und die Verfälschungen, die ihre Geschichten begleiteten, wie das Online-Magazin Greelane feststellt.
Die Popularität von Leonowens‘ Erzählungen spiegelt die westliche Sicht auf das „exotische“ Ostasien wider und ist damit tief verwurzelt in der Tradition des Orientalismus. Ihre Darstellungen beherrschten lange Zeit das Bild, das der Westen von Asien hatte, und sorgten für zahlreiche Adaptionen in Theater und Film. Jedoch bleibt die historische Genauigkeit umstritten. Falsche Darstellungen und Übertreibungen, wie der Vorwurf, Leonowens habe ihre Zeit in Siam romantisiert oder verzerrt, werden seit Jahrzehnten an sie herangetragen. So wird klar, dass die Geschichte von Anna Leonowens complex und vielschichtig ist, geprägt von Rezeption, Adaptation und einer nicht enden wollenden Debatte über die Wahrhaftigkeit ihrer Erzählungen.