Timo aus Potsdam gab kürzlich 1500 Euro auf den Sieg von Borussia Dortmund gegen Real Madrid in der Champions League aus. Er hoffte auf einen Gewinn von 9000 Euro, doch Dortmund verlor das Spiel mit 2:0, was Timo zu einem direkten Verlust von 1500 Euro führte. Um diesen Verlust auszugleichen, plante er, erneut 1500 Euro auf ein anderes Spiel zu setzen. Diese Entscheidung führte ihn zur Einsicht, dass sein Verhalten Anzeichen einer Spielsucht aufwies.
Die Problematik der Spielsucht ist in Deutschland weit verbreitet. Laut dem Glücksspielatlas 2023 sind 4,6 Millionen Erwachsene spielsüchtig oder zeigen Symptome. Daniel Zeis von der AWO Potsdam erklärt, dass Spielsucht oft mit einem Wiederholungszwang und Kontrollverlust einhergeht. Sie kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, darunter Verschuldung, psychische Probleme und sogar Suizidgedanken.
Der Weg in die Spielsucht
Der Weg in die Spielsucht wird typischerweise in drei Phasen unterteilt: die Gewinnphase, die Verlustphase und die Verzweiflungsphase. Timo begann mit Sportwetten im Alter von 18 Jahren, nachdem ihn ein Kollege von den hohen Gewinnen erzählt hatte. Anfänglich setzte er nur kleine Beträge, doch nach der Trennung von seiner Freundin steigerten sich seine Einsätze, was dazu führte, dass er insgesamt 32.000 Euro Kredite aufnahm, um weiterhin spielen zu können.
Ein entscheidender Wendepunkt in Timos Leben war, als er seiner Schwester über seine finanziellen Probleme berichtete. Um seine Spielsucht zu bekämpfen, suchte er Hilfe bei der AWO Potsdam. Diese bietet Therapie- und Beratungsangebote für Betroffene an, wobei es derzeit Wartezeiten von zwei bis drei Monaten für Therapieplätze gibt. Timo hat seitdem beschlossen, seine Wett-Apps zu löschen und arbeitet mit seiner Therapeutin an effektiven Strategien, um mit seinem Drang zu spielen umzugehen. Darüber hinaus hat er gelernt, Fußballspiele wieder ohne Alkohol und Wetten zu genießen.
Die AWO Potsdam stellt kostenlose Beratungsgespräche für Menschen mit Suchterkrankungen sowie deren Angehörige zur Verfügung. Für viele Betroffene sind solche Angebote ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Stabilität und Gesundheit. Die Zugänglichkeit zu Online-Glücksspielen kann unterdessen zu einer Vielzahl von Problemen führen, wie etwa Ängsten, finanziellen Schwierigkeiten und dem Verlust von Beziehungen, was die Bedeutung von Unterstützungsangeboten weiter unterstreicht. Die Geschehnisse rund um Timos Erfahrungen zeigen, wie ernst die Thematik der Spielsucht ist und wie wichtig es ist, geeignete Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Online-Glücksspiele, die aufgrund ihrer Anonymität und der Möglichkeit, sie vor Freunden und Familie zu verbergen, ein höheres Suchtpotential aufweisen, sind mittlerweile leicht zugänglich. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Deutschland mittlerweile der größte Glücksspielmarkt Europas ist, mit einem Umsatz von 13,9 Milliarden Euro, von dem ein Fünftel auf illegale Angebote entfällt. Kritiker warnen vor den steigenden Suchtgefahren, insbesondere für younger Menschen, und fordern eine verstärkte Aufklärung und Unterstützung für Betroffene, wie awo-potsdam.de und maz-online.de berichten.