
In Greifswald plant die Stadtführung eine signifikante Erweiterung der Fußgängerzone in der Innenstadt. Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) und Bausenator Achim Lerm (parteilos) haben angedeutet, dass mehrere Seitenstraßen in eine Fußgängerzone umgewandelt werden sollen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, mehr Raum für Außengastronomie, Spielgeräte und Bänke zu schaffen, um das Stadtbild attraktiver zu gestalten. Laut Ostsee-Zeitung wurde in der Brüggstraße bereits 2021 ein erster Schritt unternommen: Hier wurden drei Parkplätze abgebaut und durch Bänke sowie Pflanzen ersetzt. Diese Umgestaltung fand positive Resonanz.
Während die Stadtregierung diese Entwicklung als Fortschritt sieht, äußern einige lokale Gastronomen Bedenken. Martin Dudda, Betreiber des Restaurants „Sushi King“, betrifft die Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Parkplätzen. Er betont, dass weniger Parkmöglichkeiten die Fußgängerfrequenz verringern und letztlich die Geschäfte in der Innenstadt darunter leiden könnten. Günstige Mietpreise in den Seitenstraßen werden von Dudda als Vorteil hervorgehoben, da die Mieten in der Fußgängerzone mehr als doppelt so hoch sind.
Reaktionen aus der Gastronomie
Philipp Christ, Inhaber der Pizzeria „Der gestiefelte Kater“, zeigt sich gelassen gegenüber der Umgestaltung, fordert jedoch, dass faire Parkmöglichkeiten für Anwohner erhalten bleiben. Ein Mitarbeiter des „Damaskus-Markts“ unterstützt die Idee von mehr Sitzgelegenheiten, Bänken und Pflanzen, äußert aber Bedenken in Bezug auf den Busverkehr in den neu gestalteten Bereichen. Im Gegensatz zu diesen kritischen Stimmen befürwortet Linnea Eckel, Inhaberin des Cafés „Bommelz“, die Ausweitung der Fußgängerzone. Sie sieht darin eine Chance zur Belebung der Stadt und freut sich über die zusätzlichen Sitzmöglichkeiten.
Die Innenstadt von Greifswald, die als Herzstück der Universitäts- und Hansestadt gilt, beheimatet nahezu 300 Geschäfte, Cafés, Restaurants und Galerien. Jährlich zieht sie über 100.000 Besucher an, sowohl Touristen als auch Einheimische. Dazu tragen Veranstaltungen wie Mitternachts-Shopping und verkaufsoffene Sonntage maßgeblich bei, wie greifswalder-innenstadt.de berichtet.
Fußgängerzonen als Teil der Stadtentwicklung
Die Diskussion um die Fußgängerzone in Greifswald spiegelt einen übergreifenden Trend wider, der in vielen Städten zu beobachten ist. Laut Forschungsinformationssystem bieten Fußgängerzonen hohe Aufenthaltsqualität, was wiederum zu einer Steigerung der Geschäfte führen kann. Neben der Verbesserung der städtischen Lebensqualität wird angestrebt, die Attraktivität zentraler Stadtbereiche durch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zu erhöhen.
Dennoch gibt es auch negative Aspekte, die mit der Entwicklung von Fußgängerzonen verbunden sind, wie die Gefahr einer Monstration zur monofunktionalen Nutzung. Hier ist eine ausgewogene Planung gefragt, um den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike von der TU Dresden betont, dass die Dimensionierung und Gestaltung von Fußgängerzonen auf den vorhandenen Verkehrsraum und die räumlichen Gegebenheiten abgestimmt werden muss, um sowohl Sicherheit als auch Leistungsfähigkeit zu gewährleisten.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie die geplante Erweiterung der Fußgängerzone in der Greifswalder Innenstadt umgesetzt wird und welche weiteren Reaktionen von Anwohnern und Geschäftsinhabern folgen werden.