Auf der Nordseeinsel Borkum sorgt der umstrittene Nikolausbrauch „Klaasohm“ für hitzige Debatten. Eine lange Tradition, die seit Generationen praktiziert wird, steht nun auf der Kippe. Nach einem kritischen Bericht des ARD-Magazins „Panorama“, der anonym erhobene Vorwürfe über aggressive Übergriffe meldete, haben die Veranstalter angekündigt, den Brauch des Schlagens mit Kuhhörnern abzuschaffen. „Wir als Gemeinschaft haben uns klar dazu entschieden, diesen Aspekt der Tradition hinter uns zu lassen“, erklärte der Verein Borkumer Jungens und fokussiert sich künftig auf den Zusammenhalt der Insulaner. Dies folgt auf die Forderungen von Frauen und der Niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens, die betont, dass Brauchtum niemals Gewalt rechtfertigen könne, wie damals berichtet wurde.
Am Sonntag kam es zu friedlichen Demonstrationen von 150 bis 200 Borkumerinnen, die für den Erhalt des Brauchs eintraten. Mit Kuhhörnern in der Hand zogen sie durch die Straßen und äußerten protestierend ihre Meinungen. Die Polizei betonte, dass sie mit einer verstärkten Präsenz während des anstehenden Festes reagiert, um Straftaten zu verhindern. Ein Sprecher versicherte: „Gewalt wird nicht akzeptiert“, während auch die Anwohnerschaft zunehmend auf die angespannten Diskussionen reagiert. Einige fordern sogar den Rücktritt des parteilosen Bürgermeisters Jürgen Akkermann, nachdem dieser die Entscheidung der Veranstalter unterstützt hat. In den sozialen Medien wird die Diskussion darüber, ob der Brauch im heutigen Zeitgeist noch tragbar ist, weiter angeheizt, berichtet Focus.
Reaktionen und Veränderungen
Der Bürgermeister selbst äußerte sich zur brutalen Tradition und beschrieb die in den Medien inszenierte Darstellung als „tendenziös und unseriös“. Er betont, dass die positiven Aspekte des Festes nicht ausreichend gewürdigt werden. Währenddessen distanziert sich der Verein Borkumer Jungens klar von jeglicher Form der Gewalt gegen Frauen und zeigt sich bereit für Veränderungen. Es wird angestrebt, den Festablauf transparenter zu gestalten und Missverständnisse auszuräumen. Die Polizei ermutigt Frauen, die Gewalt erlebt haben, sich zu melden und Strafanzeigen zu erstatten. Trotz des Widerstands und der Proteste wird der Druck auf die Veranstalter zunehmend größer, die Tradition zu überdenken und anzupassen. Borkum, eine kleine Insel mit rund 5.000 Einwohnern, steht an einem Wendepunkt.