Am 5. Dezember wird auf der Nordseeinsel Borkum eine skurrile und umstrittene Tradition gefeiert: das Fest des Klaasohm. Dabei ziehen sieben als „Klaasohm“ kostümierte Männer durch die Straßen und versohlen Frauen mit Kuhhörnern. Diese Praktik, die als Brauchtum gilt, ruft außerhalb der Insel längst Empörung hervor. Der Druck ist groß, zumal sich die brutale Tradition im Kontext der #MeToo-Bewegung als unzeitgemäß erweist, wie verschiedene Berichte, einschließlich dem von thueringer-allgemeine.de, zeigen.
Die Kritik an diesem Brauch zieht sich durch die sozialen Medien. Nutzer auf Instagram und anderen Plattformen zeigen sich schockiert über die körperliche Gewalt, die bei diesem Fest oft als „Spaß“ abgetan wird. Eine Betroffene berichtet von „blauen Flecken“ und „Megaschmerzen“, während andere sich fragen: „Warum müssen wir das mit uns machen lassen?“ während sie ihre Scham und den Druck, sich an diesem Ritual zu beteiligen, schildern. Das NDR-Team, das diese Praxis dokumentierte, stieß auf ein nahezu unüberwindbares Schweigen der Insulaner, als es versuchte, mit lokalen Behörden und Frauen ins Gespräch zu kommen. Wie in NDR berichtet wird, sei es in der Vergangenheit immer wieder zu Rückzug der Gesprächsangebote gekommen, was die enorme Sensibilität und den Widerstand gegen öffentliche Diskussionen über das Ereignis verdeutlicht.
Die Diskussion um Tradition und Gewalt
Der gemeinsame Konsens der Insulaner ist, dass über den Klaasohm nicht gesprochen wird, doch die Ablehnung gegenüber dieser Tradition wächst. Einige Frauen berichten, dass sie die Schläge als schmerzhaft und beschämend empfinden, während andere anmerken, dass es nur eine Tradition sei, die sie zu respektieren versuchen. Ein ehemaliger Klaasohm erklärt, dass die Prügel für ihn nicht hinterfragt wurden: „Wenn du Klaasohm bist, hast du auch zuzuhauen.“ An einem „Männertag“ festzuhalten, der vor allem das Selbstbewusstsein der Männer feiert, wird zunehmend in Frage gestellt. Kritiker aus der Piratenpartei NRW bezeichnen die Insel am 5. Dezember als „No-Go-Gebiet“ für Frauen, was sowohl nationale als auch internationale Beachtung findet.
Die anhaltende Debatte über diese Tradition wirft nicht nur Fragen zur Rolle von Frauen auf Borkum auf, sondern auch darüber, wie alte Bräuche im Lichte modernster gesellschaftlicher Werte neu bewertet werden müssen. Viele Frauen sehen in der zunehmenden Empörung ein Zeichen des Wandels, während andere die Tradition als Teil der Insulanerkultur verteidigen wollen.