
In Stralsund steht die Schließung der Kranich-Apotheke im kommenden April bevor. Die Apotheke, die seit dem 1. Oktober 1992 in Betrieb ist, kündigte bereits vor einigen Monaten ihren Patienten das Ende an. Dr. Heike Rülke, die Inhaberin, äußerte sich bislang nicht zu den Beweggründen für die Schließung. Damit verbleiben im Stadtteil Grünhufe nur noch zwei Apotheken: die Bodden-Apotheke im Linden-Center und die Apotheke Grünhufe in der Julius-Leber-Straße, die bereits seit 1983 existiert und in der Vergangenheit die einzige Apotheke im Stadtteil war.
Andreas Witt, der 1997 die Apotheke Grünhufe übernahm, wird von den Veränderungen im Stadtteil berichten. Nach der Wende reduzierte sich die Einwohnerzahl von 10.000 auf 6.500. Aktuell verzeichnet der Stadtteil jedoch wieder einen Anstieg der Bevölkerung. Witt sieht die verbleibenden zwei Apotheken als ausreichend für die Versorgung der Bürger an und äußert keine Bedenken hinsichtlich der Patientenversorgung.
Entwicklungen in der Apothekenlandschaft
Die Apothekenlandschaft in Stralsund hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. So schloss die Warmbad-Apotheke am Olof-Palme-Platz nach dem Ruhestand ihrer Inhaberin. Während die Baltic- und Knieper-Apotheken neue Eigentümer fanden, steht die Aesculap-Apotheke ohne Nachfolge da. Petra Verhoeven, eine Unternehmerin aus Stralsund, verkauft ihre Apotheken, um kürzerzutreten, kauft diese jedoch zurück, um Schließungen zu vermeiden. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen Apothekeninhaber heutzutage stehen.
Eine aktuelle Analyse der ABDA zeigt, dass Deutschland in den kommenden Jahren mit einem erheblichen Fachkräftemangel zu rechnen hat. Bis 2029 könnten etwa 10.000 Apotheker fehlen, was nicht nur die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung gefährdet, sondern auch das Nachfolgeproblem für bestehende Apotheken verschärfen könnte. Der altersbedingte Ersatzbedarf bis Ende 2029 wird auf etwa 28.400 Vollzeitstellen geschätzt. Unter Berücksichtigung der Teilzeitäquivalente könnte der tatsächliche Bedarf auf bis zu 33.600 Stellen ansteigen. Aktuell existieren rund 18.000 Apotheken in Deutschland.
Notwendigkeit zur Anwerbung von Fachkräften
Um die drohende Lücke im apothekerlichen Bereich zu schließen, betont die ABDA die Wichtigkeit, pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA) zu gewinnen. Eine Erhöhung der Attraktivität des PTA-Berufs, einschließlich kostenfreier Schulen und einer Ausbildungsvergütung, wird als notwendig erachtet. Im Jahr 2022 arbeiteten rund 159.342 Menschen in öffentlichen Apotheken, wobei etwa ein Drittel approbierte Apotheker waren, während zwei Drittel aus PTA oder pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten bestehen.
Zusätzlich wird im Gesundheitswesen der Bedeutung angemessener Gehälter zur Anwerbung und Bindung von Kräften hervorgehoben. Eine Umfrage zeigt, dass 68 Prozent der Befragten, die zur Zielgruppe gehören, die Bezahlung als entscheidenden Anreiz zur beruflichen Entscheidung sehen. Bessere Arbeitszeiten und eine verbesserte personelle Ausstattung sind ebenfalls von großer Wichtigkeit für die Beschäftigten.
Die Situation in Stralsund und der generelle Fachkräftemangel in Deutschland werfen zahlreiche Fragen zur Zukunft der Apothekenversorgung auf. Experten warnen, dass ohne gezielte Maßnahmen weitere Schließungen in naher Zukunft nicht ausgeschlossen sind. Die Entwicklungen in der Hansestadt spiegeln einen Trend wider, der viele ländliche und städtische Regionen betrifft.