
Am 17. April 2025 kam es zu einem tragischen Vorfall auf der Bahnstrecke zwischen Rostock und Stralsund. Ein ICE erfasste eine Person, die auf die Gleise trat. Laut Nordkurier gehen die Ermittler von einem Suizid als wahrscheinlichster Ursache aus. Der Lokführer erzählte, dass die Person, kurz bevor der Zug den Bahnübergang in Klein Kussewitz erreichte, auf die Gleise trat und trotz des Hupens nicht zurücktritt.
Nach dem Zusammenstoß kam es zu einem massiven Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten. Ermittlungen sorgten dafür, dass der Bahnübergang für längere Zeit gesperrt blieb. In der Folge mussten rund 185 Reisende vorübergehend auf Busse zurückgreifen, um ihre Reise fortzusetzen. Am Rostocker Hauptbahnhof kam es zu erheblichem Chaos, da die Organisation des Schienenersatzverkehrs unzureichend war. Viele Reisende waren sich unsicher über ihre Weiterreise und warteten oftmals stundenlang auf die Ersatzbusse.
Folgen für Reisende und Taxifahrer
Die Auswirkungen des Vorfalls waren auch auf den Straßen rund um Mönchhagen deutlich spürbar. Taxifahrer wie Zeynal T. berichteten von Überstunden und Schwierigkeiten, die gestiegenen Passagierzahlen zu bewältigen. In der Region kam es zu Staus, und der Verkehr rund um den Bahnhof war teilweise lahmgelegt. Reisende äußerten sich unzufrieden über die Informationspolitik der Bahngesellschaft.
Der Vorfall ist nicht isoliert. In Deutschland wird der Begriff „Schienensuizid“ für Selbsttötungen durch fahrende Schienenfahrzeuge verwendet. Laut Wikipedia sind Schienensuizide ein ernstzunehmendes Problem: Von 2400 bis 2800 Fällen jährlich in der EU stammen die meisten aus Deutschland. Studien belegen, dass insbesondere Männer und jüngere Menschen betroffen sind. In der Zeit zwischen 2007 und 2013 wurden im Durchschnitt 838 Schienensuizide auf Vollbahnen registriert, wobei psychische Belastungen für Lokführer ein häufiges Thema sind.
Suizidprävention und gesellschaftliche Verantwortung
Die Deutsche Bahn bietet psychologische Unterstützung für betroffene Lokführer an, was nach einem solchen Vorfall unerlässlich ist. Ein Tarifvertrag schützt sie zudem bei Berufsunfähigkeit. Auch Organisationen wie die Telefonseelsorge engagieren sich für die Suizidprävention. Interessanterweise ist das Thema Schienensuizid nicht nur von sozialer Relevanz, sondern auch kulturell aufgeladen, da es in der Literatur, beispielsweise Tolstois „Anna Karenina“, thematisiert wird.
Die trägliche Natur solcher Vorfälle erfordert gesellschaftliches Umdenken. Darüber hinaus können Berichte über Schienensuizide zu einem Anstieg dieser Art von Selbsttötungen führen – ein Phänomen, das als Werther-Effekt bekannt ist. Es ist notwendig, die Thematik öffentlich zu diskutieren und die Präventionsmaßnahmen auszubauen, um in Zukunft weitere Tragödien zu verhindern.