In Deutschland werden zahlreiche Fußballplätze, die während des Nationalsozialismus als Zwangsarbeitslager genutzt wurden, in einem neuen Licht betrachtet. Eine interaktive Website, jubel-unrecht.de, dokumentiert diese ehemaligen Lager und bietet eine eindrucksvolle Karte, die den Nutzern zugänglich ist. Laut rbb24 lebten im Lager Baumschulenweg in Berlin bis zu 1.200 Zwangsarbeiter auf einer Fläche, die etwas größer als zwei Fußballfelder war. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden mehr als acht Millionen zivile Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich verschleppt, wobei sie eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung der Kriegsindustrie spielten.
Die Website richtet sich vor allem an junge Fußballfans und nutzt eine ansprechende Aufmachung im Stil eines Graphic Novels. Das Projekt wird von den Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht in Osnabrück unterstützt. Bislang wurden 170 Orte identifiziert, die als Zwangsarbeitslager dienten. Diese reichen von kleinen Amateurplätzen bis hin zu großen Stadien, die heute positiv besetzt sind. So waren im Volksparkstadion in Hamburg ab 1943 rund 200 italienische Zwangsarbeiter untergebracht, während der Sportplatz „An der Sandscholle“ in Potsdam-Babelsberg zwischen 1943 und 1945 etwa 600 Zwangsarbeiter beherbergte.
Forschungs- und Bildungsprojekt über Zwangsarbeit im Sport
Gleichzeitig widmet sich ein Forschungs- und Bildungsprojekt mit dem Titel „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts: Zwangsarbeitslager auf Fußball- und Sportplätzen“ der Vereinsgeschichte des VfL Osnabrück während des Nationalsozialismus. Wie von Deutschlandfunk Kultur berichtet, führt der Weg des Projekts zum ehemaligen Werksgelände von Kabelmetal im Stadtteil Gartlage, wo bis 1939 die Heimspielstätte des VfL war. Ab 1942 befand sich dort das Gemeinschaftslager Gartlage, in dem bis zu 1.300 Zwangsarbeiter untergebracht waren.
Dieses Projekt richtet sich an die Aufklärung der Geschichte und zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Zwangsarbeit an den Orten des Fußballs zu schärfen. Rund 160 Standorte von Zwangsarbeitslagern in Deutschland und Österreich wurden seit Anfang 2023 von Fußballfans dokumentiert. Das VfL-Bündnis „Tradition lebt von Erinnerung“ hat für seine Erinnerungsarbeit Auszeichnungen erhalten und initiiert ein bundesweites Projekt über Zwangsarbeiterlager auf Sportstätten.