Die Freilichtbühne im Templiner Bürgergarten ist ein stimmungsvolles Relikt der Vergangenheit, das seit Jahren dem Verfall preisgegeben ist. Jürgen Lemke, ein engagierter Bürger und Zeitzeuge, spricht über die einst lebhaften Veranstaltungen, die hier stattgefunden haben. Durch Gespräche mit Zeitzeugen wie Horst Mallek und Günter Harms erhält Lemke tiefe Einblicke in die Geschichte der Bühne, die 1967 fertiggestellt wurde und bei den Bürgern von Templin höchste Beliebtheit genoss.
In den 1970er Jahren wurden auf der Bühne diverse Veranstaltungen wie die Sommerfilmtage, Konzerte und Auftritte von Schlagersängern organisiert. Ursprünglich sollte die Freilichtbühne an einem anderen Standort, neben dem Wasserturm in der Prenzlauer Allee, errichtet werden. Allerdings wurde dieser Platz als ungeeignet erachtet, sodass der Aushub eines angrenzenden Mehrfamilienhauses für die Bauarbeiten verwendet wurde. Trotz einiger Reparaturen an der Elektroanlage zum 200-jährigen Bestehen des Bürgergartens bleibt die Bühne leider ungenutzt.
Ein Aufruf zur Wiederbelebung
Die Probleme der Freilichtbühne sind nicht nur Lemke ein Anliegen. Auch Klaus Hülsekopf und andere Bürger teilen sein Bedauern über den Zustand. Dr. Detlef Luckow erinnert sich nostalgisch an seine Schulzeit, als Konzerte auf der Bühne stattfanden. Margit Dura hebt die Beliebtheit von Veranstaltungen mit Westkünstlern in den 70ern hervor. Viele Bürger, darunter auch Klaus Preuß, erinnern sich an spezielle Momente wie den Abbruch einer Kinovorführung wegen eines plötzlichen Gewitters. Ronald Wienecke berichtet, dass der Orchestergraben irgendwann zugeschüttet wurde, und Tobias Wokan spricht von traditionellen Maifeiern auf der Bühne. Klaus-Dieter Kleiß hat den Wunsch, die Freilichtbühne wiederzubeleben, ähnlich wie es beim Hyparschalen-Komplex umgesetzt wurde.
Die Hyparschale in Templin, die 1968 als Schlechtwetteralternative zur Freilichtbühne erbaut wurde, spielt in dieser Diskussion eine wichtige Rolle. Diese innovative Architektur basiert auf einem Konstruktionsprinzip, das große Flächen mit dünnem Beton überdacht. Die Hyparschale wurde 2004 unter Denkmalschutz gestellt und bietet heute vielfältige Nutzungen, darunter eine Kita, Büros und ein Restaurant. Allerdings brach nach der Wende das ursprüngliche Nutzungskonzept weg, was zu einem Verfall der Schalen führte. Eine umfassende Sanierung begann erst Jahrzehnte später, zuletzt wurde die Hyparschale 2024 überarbeitet.
Die Rolle der Freilichtbühne in der Kultur
Freilichtbühnen haben eine lange Tradition, die bis in die europäische Antike zurückreicht. Der Begriff „Freilichtbühne“ wird zwar nicht einheitlich verwendet, umfasst jedoch oft die gesamte Vielfalt von Open-Air-Aufführungen. Historisch gesehen wurden Freilichtbühnen vor allem zwischen 1900 und 1930 im deutschsprachigen Raum populär. Heute sind viele dieser Bühnen, wie das Ötigheimer Volksschauspiel oder die Störtebeker-Festspiele, von Vereinen organisiert und dienen der Bevölkerung als kulturelle Anlaufstelle. Die wiederbelebte Freilichtbühne in Templin könnte dieser Tradition neuen Schwung verleihen.
Angesichts der aufopfernden Erzählungen von Zeitzeugen und der kulturellen Bedeutung der Freilichtbühne ist es an der Zeit, über eine Wiederbelebung des alten Glanzes nachzudenken. Der Weg dazu könnte über eine Anlehnung an die erfolgreiche Sanierung der Hyparschalen führen, die einmal mehr zeigen, wie wichtig der Erhalt kulturellen Erbes ist. Die Bühne könnte ein Ort des Austauschs und des kulturellen Lebens in Templin werden – eine Möglichkeit, Geschichte lebendig zu halten und neue Generationen zu inspirieren.
Der Aufruf zur Wiederbelebung der Freilichtbühne sollte von der Gemeinschaft und den Verantwortlichen ernstgenommen werden. Denn ein solches Projekt könnte nicht nur die Lokalgeschichte wahren, sondern auch einen neu gestalteten Raum für kulturelle Begegnungen schaffen.
Mehr Informationen über die Geschichte der Freilichtbühne finden Sie in den Berichten von Nordkurier, über die Hyparschalen sanierte Projekte bei Immer gut Architektur und über die allgemeinen Aspekte Freilichtbühnen auf Wikipedia.