
Heinz Niendorf, ein Ehrenbürger von Bad Belzig, feiert am Sonntag, dem 16. Februar, seinen 100. Geburtstag. Seit mehr als einem Jahrzehnt lebt er im Seniorenwohnpark Klinkengrund. Trotz eines Hüftleidens und der Nutzung eines Rollstuhls unternimmt er täglich Spaziergänge mit einem Rollator, um aktiv zu bleiben. Niendorf, der am 2. Januar 1955 nach Bad Belzig kam, war maßgeblich am Aufbau der Kreisredaktion der Märkischen Volksstimme beteiligt. In seiner 2021 veröffentlichten Biografie „Das Leben ist kein Pappenstiel“ beschreibt er eindringlich seine Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg, darunter Fronteinsätze in Frankreich, Italien und Russland.
Während seines Lebens beschäftigte sich Niendorf intensiv mit den alltäglichen Sorgen der Menschen in Bad Belzig. Er war in Kontakt mit Volkskorrespondenten, die Artikel über lokale Ereignisse verfassten. Seine Leidenschaft für die Heimatgeschichte zeigt sich auch in seinen Beiträgen für Heimatkalender nach der politischen Wende 1989. Niendorf ist nicht nur ein engagierter Geschichtsschreiber, sondern auch ein treuer Anhänger des örtlichen Fußballvereins Borussia Belzig, dessen Spiele er gerne verfolgt.
Ein seltenes Jubiläum
Der gebürtige Forster feiert sein Jubiläum im Kreise seiner Familie, zu der auch drei Enkel und vier Urenkel gehören. Die Feierlichkeiten finden sowohl im Bürgers Eiscafé in Golzow als auch im Seniorenwohnpark statt. Sein Rezept für ein langes Leben? Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung, die er durch tägliche Gymnastik und den Einsatz eines Pedaltrainers aufrechterhält.
In Bad Belzig ist jedoch nicht alles glücklich. Die Stadt sieht sich derzeit mit einem schwerwiegenden Finanzskandal konfrontiert, der großen Einfluss auf die lokale Gemeinschaft hat. Ex-Geschäftsführer Hüseyin Evelek der Stadtwerke Bad Belzig soll 22,5 Millionen Euro während der aktuellen Energiepreiskrise verzockt haben. Es wird berichtet, dass Evelek riskante Warentermingeschäfte an der Europäischen Energiebörse (EEX) in Leipzig tätig wurde, in der Hoffnung auf fallende Strompreise, welche hingegen stark anstiegen. Dies führte zu drastischen Tariferhöhungen für die Kunden, was die Bürger der Stadt erheblich belastet.
Finanzielle Belastungen und Forderungen nach Verantwortung
Die Stadtwerke Bad Belzig GmbH sieht sich mittlerweile in einer Eigenverwaltungsinsolvenz. Die Tarife für Fernwärme mussten um bis zu 135 Prozent angehoben werden, was für viele Bürger eine unerhörte finanzielle Herausforderung darstellt. Bürgermeister Roland Leisegang, der im Aufsichtsrat der Stadtwerke sitzt, sieht sich zunehmenden Vorwürfen ausgesetzt. Er behauptet, erst im November 2021 von den Geschäften erfahren zu haben, obwohl vorherige Informationen darüber bestehen sollen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft die Vorwürfe der Untreue gegen Evelek, während Bürger lautstark nach Aufklärung und Verantwortung rufen.
Die Situation der Senioren in Bad Belzig ist zudem von einem übergreifenden Problem geprägt: Altersarmut. Immer mehr Senioren müssen mit geringem Einkommen auskommen. Im Jahr 2024 bezogen rund 728.990 Menschen in Deutschland Grundsicherung im Alter, ein beunruhigender Anstieg von 37.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Die Armutsgefährdungsquote bei Senioren lag 2023 bei 18,1 Prozent, was die Notwendigkeit von Reformen in der Renten- und Sozialpolitik unterstreicht.
Heinz Niendorfs bevorstehendes Jubiläum wird zum einen gefeiert, doch gleichzeitig wird deutlich, dass die Herausforderungen, denen die Stadt und ihre Bürger gegenüberstehen, nicht ignoriert werden können. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation um die Stadtwerke und die Altersarmut in Zukunft entwickeln wird.