
Die Diskussion um das alte Stadtbad in Brandenburg an der Havel gewinnt zunehmend an Bedeutung. Am 20. Januar 2025 äußert die SPD-Stadtverordnete Britta Kornmesser ihre Besorgnis über den verwahrlosten Zustand der Einrichtung. Das Stadtbad, das 1930 eröffnet wurde, ist nicht nur ein bedeutendes Beispiel des Neuen Bauens in Deutschland, sondern gilt auch als Wahrzeichen der Stadt und hat eine stadtbildprägende Lage. Ein Verkauf an den privaten Investor Florian Grotmann im Jahr 2016 brachte zunächst Hoffnung auf eine Revitalisierung.
Der Kaufvertrag sah klar definierte Bau- und Sanierungsfristen vor: Ein Bauantrag sollte bis Ende 2018 eingereicht werden, während die Sanierungsmaßnahmen bis Ende 2021 abgeschlossen sein sollten. Diese Fristen wurden jedoch nicht eingehalten. Wiederholt gewährte die Stadt Grotmann Fristverlängerungen. Eine neue Frist für den Bauantrag wurde bis Ende 2024 gesetzt. Bisher sind jedoch keine nennenswerten Bauaktivitäten sichtbar. Inzwischen ist der Verfall des Stadtbades deutlich erkennbar.
Die Reaktionen der Stadtverordneten
Kornmesser fordert von der Verwaltung Informationen über den baulichen Zustand des Stadtbades seit dem Verkauf und fragt nach möglichen Substanzschäden sowie Maßnahmen, die ergriffen wurden, um dem Verfall entgegenzuwirken. Ein zentraler Punkt ihrer Anfrage ist, ob bis zum 31. Dezember 2024 ein Bauantrag für die Sanierung und Umnutzung gestellt wurde. Wenn dies nicht der Fall ist, könnte die Stadt im schlimmsten Fall den Verkauf rückgängig machen und somit die Hoheitsgewalt über das Gebäude zurückerlangen.
Ein solcher Schritt würde es der Stadt ermöglichen, Sicherungs- und Konservierungsmaßnahmen einzuleiten, bevor ein neuer Käufer gesucht wird. In diesem Zusammenhang wird auch auf den städtebaulichen Denkmalschutz verwiesen, der darauf abzielt, historisch bedeutsame Gebäude wie das Stadtbad zu erhalten. Der Denkmalschutz kann wirtschaftliche Vorteile bringen, insbesondere durch die Förderung des Tourismus und die Stärkung der Identität der Gemeinschaft.
Initiativen zur Revitalisierung des Stadtbades
Eine vielversprechende Initiative ist der STADTBAD e.V., der im Mai 2022 mit dem ersten Preis im Innenstadtwettbewerb Brandenburg 2022 ausgezeichnet wurde. Dieser Wettbewerb wird unterstützt von mehreren Organisationen, darunter die Industrie- und Handelskammern von Brandenburg und einige Stadtfördervereine. Der STADTBAD e.V. plant, das historische Stadtbad als „Stadtbad Kunstforum Brandenburg“ wiederzubeleben und dabei eine interdisziplinäre Plattform für Kunst und Kultur zu schaffen.
Die Jury des Wettbewerbs hoben hervor, dass das Projekt das Potenzial hat, eine besondere Strahlkraft zu entwickeln und die Stadtbevölkerung aktiv einzubeziehen. Innovativ ist die Virtualisierungsstrategie „VIRTUAL BATHING“, die es ermöglicht, Teile des Stadtbad-Gebäudes als virtuelle kulturelle Plattform zu nutzen. Seit Juni 2022 setzt der STADTBAD e.V. digitale Tools ein, um multimediale Erinnerungsgeschichten aus der Bevölkerung im virtuellen Stadtbad zu sammeln.
Mit diesen Maßnahmen soll die Lebendigkeit und Vielfältigkeit der Stadt gefördert sowie biografische Erinnerungen gebündelt werden. Netzwerkpartner für diese Aktivitäten sind unter anderem die Stadtwerke Brandenburg und andere lokale Akteure, die den Prozess unterstützen und die Bürger zur aktiven Teilnahme anregen.