In Berlin-Prenzlauer Berg sorgt der bevorstehende Abriss des historischen Jahn-Sportpark für Aufregung und eine ungewöhnliche Aktion: Tausende von Sitzschalen aus Plastik werden bis zum 6. Dezember kostenlos angeboten. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport gibt bekannt, dass seit der Ankündigung bereits etwa 10.000 Sitze abgeholt wurden, und noch rund 6.000 stehen zur Verfügung. Interessierte müssen die Sitze selbst ausbauen und mitnehmen, nachdem sie eine formlose Anfrage per E-Mail gestellt haben, wie rbb24 berichtet. Der Abriss begann zwar im Oktober, konnte jedoch aufgrund eines Gerichtsentscheids vorerst gestoppt werden. Grund hierfür ist der unzureichende Ausgleich für Brutstätten von Haussperlingen auf dem Gelände.
Vereine retten traditionelle Sitze
Die bunten Sitzschalen des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions, auf denen viele Sportfans zahlreiche Spiele verfolgt haben, drohten, im Müll zu landen. Doch zahlreiche Brandenburger Fußballvereine haben schnell reagiert. Mehrere Klubs, darunter die SG Eintracht Peitz, haben sich um die Sitzplätze bemüht und sie selbst abmontiert, um ihre eigenen Sportanlagen aufzuwerten. „Wir haben über 100 Sitze gerettet“, erklärte Teammanager René Bielke nach einer erfolgreichen Abholung. Auch die SG Phönix Wildau war aktiv und sicherte sich 120 Sitze, die nun im Otto-Franke-Stadion installiert werden sollen, so informiert Berliner KURIER.
Trotz der positiven Resonanz auf die Retentionsaktion muss sich der Prozess des Abrisses jedoch weiteren Herausforderungen stellen. Ein Eilantrag von Umweltverbänden könnte den Fortschritt ausbremsen. Laut den Naturfreunden Berlin wurde der Senat aufgefordert, Ausgleichsflächen für gefährdete Arten zu schaffen, was als unzureichend angesehen wurde. Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts steht noch aus, während der Traum eines neuen Stadions mit 20.000 Plätzen auf dem Spiel steht.