
Am Mittwochabend kam es im Lokal „Bajszel“ in Neukölln zu einem schweren Vorfall, der die angespannte Sicherheitslage in der Region weiter eskalieren ließ. Betreiber des Lokals berichteten von gezielten Attacken und Bedrohungen, die sich besonders seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 vermehrt haben. Die Situation spitzte sich zu, als der bekannte Streamer „Der Xberger“ das Lokal besuchte. Er hatte sich angekündigt, um an einer Podiumsdiskussion über Muslimfeindlichkeit teilzunehmen, die für 19.30 Uhr geplant war und bei der unter anderem Ali Toprak, Rebecca Schönenbach und Tugay Saraç als Gäste geladen waren. Die Diskussion war im Vorfeld jedoch mit einer Mohammed-Karikatur beworben worden, was „Der Xberger“ als islamfeindlich und rassistisch empfand.
Nachdem er im Lokal erkannt wurde, machte der Betreiber von seinem Hausrecht Gebrauch und forderte ihn zum Verlassen des Lokals auf. Daraufhin suchte „Der Xberger“ die Polizei und rief über soziale Medien zu einer Demonstration auf. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Ungefähr 50 Personen erschienen zur Demo, darunter einige, die mit Taxi und Uber angereist waren.
Ein gefährliches Klima
Der Vorfall im „Bajszel“ ist nicht isoliert. Bereits am Montag war es in der Umgebung zu Auseinandersetzungen gekommen, als zwei Frauen mit einer Palästina-Flagge Mitarbeiter des Lokals beschimpften. Zudem wird das „Bajszel“, das sich aktiv mit Antisemitismus auseinandersetzt, seit Monaten immer wieder angegriffen. Fenster wurden beschädigt, Besucher bedroht und die Fassade mit Hamas-Symbolen beschmiert. Im September 2023 kam es sogar zu einem Brandanschlag auf das Lokal.
Dieses gefährliche Klima ist Teil eines größeren Musters, das sich in Deutschland abzeichnet. Nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 wurden bundesweit über 360 antisemitische Straftaten registriert, darunter 121 Gewaltdelikte. Auch die zugehörigen Statistiken berichten von einem enormen Anstieg der Zahl antisemitischer Vorfälle in den letzten Jahren. Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen wurden verstärkt, während die jüdische Gemeinschaft in Deutschland versucht, zusammenzuhalten.
Politische Reaktionen und Maßnahmen
Im Bundestag wird die Diskussion über Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus lauter. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte klar, dass Anschläge auf jüdische Einrichtungen nicht hingenommen werden können. Angesichts der Tatsache, dass Gewalt gegen Juden in Deutschland zunimmt, äußert Antisemitismusbeauftragter Felix Klein seine Besorgnis über die aktuelle Sicherheitslage.
Kritik kommt zudem von politischen Seiten an der vermeintlichen Glorifizierung des Hamas-Terrors. Politiker verlangen Maßnahmen, die bis zur Anfechtung des Asylstatus für Personen reichen, die antisemitische Haltungen vertreten. Dabei wird auch die Verantwortung der Gesellschaft für den Umgang mit Antisemitismus in Schulen und öffentlichen Institutionen hervorgehoben.
Die jüdische Gemeinde in Berlin sowie der Zentralrat der Juden warnen vor der ansteigenden Gewalt und dem damit einhergehenden Hass. Antisemitische Äußerungen und Gewalttaten sind in den letzten Monaten verstärkt aufgetreten, und die Diskussion über Antisemitismus in Deutschland bleibt sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik drängend.