Stefan Kerth, Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen, hat 2023 aus der SPD ausgetreten. Der 51-Jährige, der seit 2018 im Amt ist und zuvor von 2007 bis 2018 Bürgermeister in Barth war, sieht sich nicht ausreichend mit den Herausforderungen der Partei konfrontiert. Insbesondere die aktuelle Asyl- und Migrationspolitik der SPD wurde für seinen Austritt als Hauptgrund angeführt. Kerth beschreibt die SPD-Politik als zu gesinnungsgeleitet und nicht ausreichend an der Lebensrealität orientiert, was er in einem Schreiben an den SPD-Landesverband deutlich machte. Er äußerte Bedenken zur Toleranz gegenüber Intoleranz in migrantischen Milieus und kritisierte die unzureichende Behandlung des Themas Gleichberechtigung von Frauen.
Kerth plant, bei der Landratswahl 2025, die am 11. Mai stattfinden wird, erneut zu kandidieren. Bisher hat er jedoch noch keine unterstützende Partei gefunden, fühlt sich aber als unabhängiger Kandidat wohl. In seiner Amtszeit fiel die Bewältigung der Corona-Pandemie, und Kerth wird mit 50 Millionen Euro Investitionen in die Eisenbahnerlebnislandschaft Putbus und der Einführung von kostenlosem Busfahren für Schüler positive Erfolge zugeschrieben. Zudem steht er vor der Herausforderung, den Angebotsausbau des Busverkehrs und die Unterstützung für Bauinteressenten zu bewältigen. Er prognostiziert, dass der Landkreis bis 2028 Schulden von 300 Millionen Euro anhäufen könnte, was er auf steigende Sozial- und Kitakosten zurückführt.
Politische Haltung und zukünftige Pläne
Kerth äußert Kritik an der Russlandpolitik des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz und befürwortet eine schwarz-gelbe Bundesregierung. Er zeigt sich besorgt über die zunehmende Durchsetzungsfähigkeit von Parallelgesellschaften und deren eigene Gewaltmonopole. Ein weiteres Thema seiner Kritik ist das Bürgergeld, das er als Förderung eines anstrengungslosen Lebens bezeichnet und als sozial ungerecht empfindet. Trotz seines Austritts sucht Kerth nicht aktiv nach einer politischen Karriere nach seiner Amtszeit und könnte sich stattdessen in Richtung Wirtschaft orientieren.
Kerth, der drei Kinder hat, beschreibt sein Amt als „absolut nicht familienfreundlich“ und versucht, Zeit mit seiner Familie zu verbringen, indem er morgens und beim Abendessen präsent ist. Er hat in der Vergangenheit bereits mehrfach seine Bedenken zur Migrationspolitik geäußert und stellt die schwindende Durchsetzungsfähigkeit des Rechtsstaats fest. In seiner Amtszeit sah er sich zudem gezwungen, Flüchtlingsheime in kleinen Orten und im Wald einzurichten, was gegen seine Überzeugung geht. Eine Sprecherin des Landratsamtes bestätigte, dass ein Eintritt in eine andere Partei für Kerth nicht zur Debatte steht, während er gleichzeitig klarstellt, dass er weiterhin Landrat bleiben möchte.