
Die Autobiographie von Angela Merkel mit dem Titel „Freiheit“ sorgt in den deutschen Medien für hitzige Debatten. Während der ehemaligen Bundeskanzlerin die Buchvorstellung im Deutschen Theater in Berlin zahlreiche Zuschauer anlockte, bleibt die Resonanz auf den Inhalt ihrer Memoiren kalt. Der Hauptkritikpunkt: Merkel übt kaum Selbstkritik. So verneinte sie bei der Vorstellung, Fehler in ihrer Ukraine-Politik oder Flüchtlingspolitik gemacht zu haben, auch wenn sie zugibt, in der Klimapolitik und Digitalisierung hätte sie mehr tun können. Laut tagesschau.de verteidigt sie stattdessen vehement ihre Entscheidungen aus der Zeit von 2015, als der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland ein großes Thema war. Statt Sensationen zu enthüllen, zeigt sich Merkel gewohnt gelassen und spricht von ihrem Buch als „Schmuckstück“.
Widerstand gegen Selbstkritik
Kritiker wie Karl-Theodor zu Guttenberg äußern auf LinkedIn, dass ein Großteil der Diskussion über Merkels Buch oft auf Vorurteilen beruht. Er bemängelt: „Deutschland diskutiert eine Autobiographie, und dabei hat ein Großteil des nationalen Debattierclubs bislang nicht eine Seite des Buches gelesen.“ Für ihn zeugt der Mangel an Reflexion nicht nur von einem Defizit in Merkels Buch, sondern auch von der deutschen politischen Kultur im Allgemeinen, in der Selbstkritik selten vorkommt. Zusätzlich schockiert es ihn, dass die Diskussion um die Einnahmen eines ehemaligen Politikers wie Merkel weniger auf ihre Leistungen fokussiert ist, sondern mehr auf Neid basiert, wie er in seinem Beitrag hervorhebt.
Die kontroverse Rezeption bestätigt die Ansichten, dass Merkels Rückblick auf ihre Kanzlerschaft nicht die erwartete kritische Auseinandersetzung bietet, sondern mehr dazu dient, ihren eigenen politischen Werdegang hervorzuheben. Während sie sich von Spekulationen über ihre Vergangenheit distanziert, bleibt die Frage, ob zukünftige Generationen von Politikern heranwachsen werden, die bereit sind, sich ihrer eigenen Fehler zu stellen.