
Im Herzen von Berlin, im Görlitzer Park, stehen weitreichende Veränderungen an. Der Park soll nicht nur umzäunt, sondern auch nachts geschlossen werden. Die Initiative „Görli 24/7“ protestiert vehement gegen dieses Vorhaben und verschickt Drohbriefe an potenzielle Zaunbaufirmen, um sie von einer Bewerbung abzuhalten. Die Ausschreibung für den Zaunbau wurde am 4. März veröffentlicht und endet am 2. April, ein enger Zeitrahmen für die beteiligten Firmen, die um den Auftrag konkurrieren wollen. In den Drohbriefen wird mit Protestaktionen und Formen des zivilen Ungehorsams gedroht, wenn die Bauvorhaben nicht gestoppt werden.
Die Initiative selbst bezeichnet die Pläne als „menschenverachtend, ausgrenzend, populistisch“ und kritisiert die Schließung als eine weitere Maßnahme, die soziale Probleme ignoriert. Burkard Dregger, der Innenexperte der CDU, sieht hingegen in den Drohungen einen Grund, die Sicherheit im Park zu stärken und das Zaunprojekt voranzutreiben. Die geplanten Bauarbeiten sollen bereits am 28. April beginnen und sollen bis kurz vor Weihnachten abgeschlossen sein.
Details zum Bauvorhaben
Der geplante Zaun wird aus robustem Metall gefertigt und soll über 17 Ein- und Ausgänge verfügen. Bestehende Mauern im Park werden für den Zaunbau genutzt, wobei 110 Meter abgebrochen und wiedererrichtet werden müssen. Die beauftragte Firma wird auch Stahltore, Schiebetoranlagen sowie vandalismussichere Drehtore installieren. Dazu kommt die Entsorgung von 270 Tonnen Boden und die Neugestaltung der Wege innerhalb des Parks. Das Budget für den Zaunbau beläuft sich auf 1,9 Millionen Euro, während weitere 750.000 Euro für die Bewachung eingeplant sind. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Programms zur Bekämpfung von Drogen- und Gewaltkriminalität im Görlitzer Park und am Leopoldplatz, das insgesamt 31 Millionen Euro umfasst.
Polizeichefin Barbara Slowik unterstützt die Zaunpläne, während im öffentlichen Diskurs Widerstand aufkommt. Anwohner sind gespalten: Einige befürworten den Zaun aus Sicherheitsgründen, während andere und zahlreiche Initiativen lautstark dagegen demonstrieren. Im Vorfeld der Bauarbeiten rechnet die Polizei mit intensiven Protesten, die durch die Drohbriefe vorangetrieben werden.
Proteste und Reaktionen
Die Initiative „Görli 24/7“ plant, am 1. Mai im Park eine Protestaktion unter dem Motto „Free görli – Rave against the zaun“ durchzuführen. Diese Veranstaltung soll sowohl das Unbehagen über die geplante Zaunerrichtung als auch die generellen Sorgen um die soziale Ungerechtigkeit im Bezirk widerspiegeln. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat in der Vergangenheit Rechtsstreitigkeiten gegen das Projekt angestrengt, was zu Verzögerungen im Verfahren führte. Die ursprüngliche Planung sah eine Fertigstellung des Zauns bereits für 2024 vor, nunmehr wird jedoch mit einem längeren Zeitrahmen kalkuliert.
Das Vorhaben um den Görlitzer Park bleibt ein zentrales Thema in der politischen Debatte Berlins, mit tiefen Einschnitten sowohl in die städtische Landschaft als auch in die soziale Struktur des Viertels. Die Entwicklung bleibt abzuwarten, und die Reaktionen der Anwohner und der Initiativen könnten den Kurs des Projekts entscheidend beeinflussen.