Am 14. Januar 2025 begann am Landgericht Stralsund der Prozess gegen eine 17-Jährige, die wegen heimtückischen Mordes an einem 59-jährigen Mann angeklagt ist. Diese Tat fand im Sommer 2024 in Greifswald, Landkreis Vorpommern-Greifswald, statt. Die Staatsanwaltschaft wirft der Jugendlichen vor, das Opfer in dessen Wohnung mit einem Getränk betäubt und anschliessend im Halsbereich tödlich verletzt zu haben. Ein 50-jähriger Komplize wird ebenfalls angeklagt, jedoch nur wegen unterlassener Hilfeleistung. Die Verhandlung wird auf insgesamt drei Tage angesetzt, und das Urteil wird für den 21. Januar 2025 erwartet.
Bei der Verhandlung wurde die Öffentlichkeit nach der Verlesung der Anklage ausgeschlossen. Die Maßnahme wurde damit begründet, dass die 17-Jährige an einer Erkrankung leidet. Laut der Staatsanwaltschaft fühlte sich die mutmaßliche Täterin zuvor von dem späteren Opfer belästigt, was möglicherweise zu dem gewalttätigen Vorfall führte. Die Tathandlung skizziert einen erschreckenden Hintergrund in der Debatte über Jugendkriminalität und die rechtlichen Konsequenzen für junge Menschen.
Hintergrund des Falls
Der Vorfall ereignete sich am 4. Juli 2024, als die 17-Jährige das Opfer in dessen Wohnung aufsuchte. Der Zusammenschluss dieser Tat mit dem psychologischen Entwicklungsprozess von Jugendlichen wirft Fragen hinsichtlich des Jugendstrafrechts auf. In Deutschland gilt für Jugendliche, die zwischen 14 und 17 Jahre alt sind, das Jugendgerichtsgesetz (JGG), das zum Ziel hat, die Verhinderung von Wiederholungstaten zu fokussieren. Dies steht im Kontrast zu den Regeln des Strafgesetzbuchs, die für Erwachsene gelten. Auch wenn Kinder unter 14 Jahren als schuldunfähig gelten, zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 einen Anstieg der Kriminalität insbesondere in dieser Altersgruppe.
Von den rund 483.000 tatverdächtigen Personen unter 21 Jahren im Jahr 2023 entfielen 21 % der polizeilich ermittelten Tatverdächtigen auf diese Altersgruppe. Es ist zu beachten, dass die häufigsten Straftaten unter Jugendlichen Diebstahl, Körperverletzung und Sachbeschädigung sind. Besonders bedeutend ist, dass im Jahr 2023 insgesamt 116 minderjährige und heranwachsende Tatverdächtige des Mordes beschuldigt wurden, was darauf hindeutet, dass die Tendenz zur Jugendkriminalität besorgniserregend ist.
Rechtsfolgen und gesellschaftliche Auswirkungen
Die rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen dieser Prozess stattfindet, sind ebenfalls von Bedeutung. Normalerweise müssten Angeklagte vor der Hauptverhandlung aus der Haft entlassen werden. Im Fall der 17-Jährigen ermöglichte jedoch das Landgericht Stralsund eine Fortsetzung der Unterbringungshaft in einer forensischen Klinik, die vom Oberlandesgericht Rostock genehmigt wurde. Das Sicherheitsinteresse der Öffentlichkeit wurde als gewichtiger erachtet als der Freiheitswillen der Beschuldigten, angesichts der Schwere der Tat und der vermuteten Gefährlichkeit.
Folgt man den Berichten, so hat der 50-jährige Komplize, in dessen Wohnung die Tat stattfand, seine Untersuchungshaft bereits im November 2024 hinter sich gelassen. Laut Richter Dr. Olaf Witt war dessen weiterer Gewahrsam nicht mehr gerechtfertigt, da die zu erwartende Freiheitsstrafe aufgrund der unterlassenen Hilfeleistung höchstens unter einem Jahr liegen könnte.
Diese Entwicklung lässt die Diskussion über Jugendkriminalität und deren Folgen in Deutschland neu aufleben, insbesondere im Kontext der gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen über Prävention und die angemessene Behandlung junger Straftäter. In Zeiten wie diesen wird deutlich, wie wichtig es ist, die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen der jungen Generation zu verstehen, um effektive Maßnahmen zur Kriminalprävention zu entwickeln.