In Berlin-Friedrichshain eröffnete Anfang 2023 ein besonderer Supermarkt, der auf die Bedürfnisse der Anwohner reagiert, die oft gegen Ende des Monats mit leeren Kühlschränken und Geldbeuteln dastehen. Unter der Leitung von René Heiden bietet der Laden reduzierte Lebensmittel an, die unter anderem über die App „Too Good To Go“ erworben werden können. Diese App wird von vielen Kunden genutzt, die häufig mit ihrem Smartphone ins Geschäft kommen, um reservierte Tüten mit übrig gebliebenen Lebensmitteln abzuholen.
Die Auswahl der Lebensmittel in diesen Überraschungstüten ist vielfältig: Von Sushi über Sandwiches und Salaten bis hin zu Bio-Lebensmitteln ist für jeden Geschmack etwas dabei. Typischerweise enthalten die Tüten Obst, Gemüse, Milch, Sahne und oft ein Laib Brot von „Zeit für Brot“. Für Preise zwischen 3 und 4 Euro erhalten die Kunden Waren, deren regulärer Wert bei etwa 9 bis 12 Euro liegt, was ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. In der Regel verkaufen sich die Tüten, die in großen Glasbehältern selbst abfüllt werden können, innerhalb kürzester Zeit – in 95 Prozent der Fälle schnell vergriffen.
Nachhaltige Lebensmittelrettung
Die App „Too Good To Go“ spielt eine entscheidende Rolle in der Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung, die in Deutschland ein erhebliches Problem darstellt. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft landen jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, wovon 60 Prozent aus privaten Haushalten stammen. Jeder Verbraucher wirft im Schnitt rund 79 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg. Die App ermöglicht es Nutzern, überschüssige Lebensmittel von verschiedenen Anbietern zu retten. In Bäckereien sind die Preise für gerettete Lebensmittel meist zwischen 3 und 5 Euro, bei Supermärkten können sie bis zu 9 Euro betragen. Mit einer unkomplizierten Handhabung ermitteln Nutzer ihren Standort und sehen Angebote in der Nähe.
„Too Good To Go“ konnte bereits über 50 Millionen Nutzer weltweit gewinnen und ist aktiv in 15 Ländern. Bis Anfang 2023 wurden mehr als 100 Millionen Mahlzeiten gerettet, was auch zur Vermeidung von etwa 250.000 Tonnen CO₂-Emissionen beiträgt. Dennoch gibt es Herausforderungen und Kritik, die von logistischen Schwierigkeiten bei der Verteilung bis hin zu Bedenken über die Überproduktion reichen, da Anbieter möglicherweise überschüssige Produkte produzieren, im Wissen um die App-Nutzung.
Tipps für die App-Nutzung
Nutzer sollten aktiv bleiben und Benachrichtigungen für neue Angebote aktivieren. Es empfiehlt sich, flexibel zu sein, was die Auswahl der Lebensmittel betrifft und Mahlzeiten rund um die geretteten Waren zu planen. Richtiges Lagern der Lebensmittel maximiert zudem deren Haltbarkeit. Gleichzeitig sind Plattformen wie „Olio“, die den Austausch von Lebensmitteln zwischen Nachbarn fördern, weitere Optionen, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Diese Ansätze bieten eine ganzheitliche Lösung gegen die anhaltende Herausforderung der Lebensmittelabfälle.
In diesem Kontext bleibt der Supermarkt von René Heiden in Friedrichshain ein leuchtendes Beispiel für kreative Lösungen und Engagement im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, das Konsumverhalten zu überdenken, wächst und Apps zur Lebensmittelrettung sind dabei ein Schlüssel zum Erfolg.