Am 30. September 1996 wurde Orazio Giamblanco, ein italienischer Arbeiter, von einem rechtsextremen Skinhead in der Kleinstadt Trebbin mit einer Baseballkeule angegriffen. Dieser brutale Angriff, der Orazio fast das Leben kostete und schwerste körperliche und psychische Schäden hinterließ, führte zu einem jahrzehntelangen Kampf um Würde und Lebensqualität. Orazio starb am 27. Mai 2024 im Alter von 83 Jahren, und seine Hinterbliebenen, Angelica Stavropolou und ihre Tochter Efthimia, stehen nun vor der Herausforderung, ohne ihn weiterzuleben. Laut dem Tagesspiegel, haben die beiden Frauen Orazio in den letzten 28 Jahren unermüdlich gepflegt und waren damit selbst Opfer rechter Gewalt.
Die Komplexität der Folgen rechtsextremer Gewalt
Die physische und psychische Belastung wurde für Angelica und Efi mit der Zeit enorm. Dabei sind die beiden Frauen nicht nur Angehörige eines Opfers; sie selbst litten unter den Folgen des Angriffs. Orazio kämpfte zeitlebens gegen die Folgen seiner schweren Verletzungen, konnte kaum sprechen und war von ständigen Schmerzen und Depressionen geplagt. Sein Physiotherapeut, Tim Lange, beschreibt die unvorstellbaren Mühen, die Orazio und seine Familie durchstehen mussten, und hebt hervor, dass sie entscheidend für seine Lebensqualität waren. Er besuchte regelmäßig die beiden Frauen, die ihm nie den Rücken kehrten, selbst als das Pflegeaufkommen unermüdlich stieg.
Der Tagesspiegel dokumentiert die Leben der Frauen und die Geschichten der Opfer rechter Gewalt über Jahre hinweg, um öffentlich das Leiden und die Herausforderungen, die mit diesen Verbrechen einhergehen, sichtbar zu machen. Eine Langzeitstudie, die die kontinuierlichen physischen und psychischen Belastungen der Angehörigen untersucht, zeigt, dass die Dunkelziffer der Betroffenen sehr hoch ist. Die Stadt Trebbin hat den Tatort mittlerweile in „Orazio-Giamblanco-Platz“ umbenannt – ein Zeichen, wie ernst man die Erinnerung an die Opfer rechter Gewalt nimmt. Das Gedenken an Orazio und die unermüdliche Fürsorge seiner Familie bleibt somit lebendig, während die Spendenaktionen zur Unterstützung von Angelica und Efi weiterhin fortgeführt werden. Dies zeigt auch, dass die Gesellschaft nicht vergisst, welche schwerwiegenden Folgen derartige Taten mit sich bringen, wie in dieser Studie dargelegt wird.